Meine Geschichte

Am 16. Juli 2006 war ich auf einem Seefest im Nachbarort. Nach einem Kopfsprung in zu flaches Wasser bin ich mit dem Kopf auf den Boden gestoßen und habe mir dabei den 4. und 5. Halswirbel gebrochen. Folge davon war eine komplette Durchtrennung des Rückenmarks, dem Hauptnervenstrang des Körpers. Seitdem bin ich von den Schultern abwärts gelähmt.

Wie es dazu kam und wie ich mein Leben nun lebe erzähle ich euch hier.

Übersicht:
Kapitel 1 – Der Unfall
Kapitel 2 – Was danach passiert ist
Kapitel 3 – Wieder auf Intensiv
Kapitel 4 – Auf Station
Kapitel 5 – Reha in Bad Wildbad
Kapitel 6 – Es geht nach Hause
Kapitel 7 – Das erste Jahr
Kapitel 8 – Wie soll es jetzt weitergehen
… Fortsetzung folgt!

Kapitel 1 – Der Unfall

16. Juli 2006, ca. 18:00 Uhr. Ich habe gerade meinen Rucksack gepackt, denn ich war auf dem Weg zu Benjamin nach Heuchelheim (Nachbarort). Ein paar Freunde und ich hatten vereinbart, dass wir uns dort treffen. Ich ging in die Garage und nahm das Fahrrad meiner Mum, das fährt sich so gemütlich. Am Marktplatz traf ich mich mit Josef, der war auch auf dem Weg dorthin. Bei Benjamin angekommen saßen wir uns in die Lagerhalle um ein bisschen zu erzählen, Wein zu trinken und Shisha zu rauchen. Wir fantasierten darüber eine fette Party zu machen. In Gedanken war alles schon organisiert und geplant. Wir wussten in welcher Location, wir wussten wo wir die Bar aufbauen, wo der DJ hinkommt, wo die Lichter an der Decke aufgehängt werden, was wir alles zu trinken holen, wen wir einladen, etc… Irgendwann kam jemand auf die Idee, nach Klingenmünster (noch ein Nachbarort) zum Seefest zu fahren, was wir dann natürlich auch machten. Der See, an dem das Fest stattfand, war früher eigentlich einmal ein Schwimmbad. Jetzt ist dort mehr oder weniger ein kleiner Enten- und Fischteich. Eigentlich kein Badesee.

Der See in Klingenmünster

Als wir ankamen, trafen wir noch einige Freunde. Es war ziemlich lustig und wir hatten viel Spaß. Philipp wollte mit seiner Freundin nach Hause gehen. Ich sagte, ich schließe mich an, denn ich wollte auch nach Hause. Als wir an dem See entlangliefen sagte ich zu Philipp, komm, lass uns noch einmal durch den See schwimmen, der Gaudi wegen. Es war eine sehr warme Nacht und wir hatten auch ein bisschen was getrunken. Nur noch mit Unterhosen bekleidet stiegen wir ins kühle Nass und durchquerten den Tümpel. Auf der anderen Seite angekommen, wollten wir wieder zurück, wo unsere Kleidung lag. Allerdings gingen wir etwas weiter oben ins Wasser. Ich nahm ein bisschen Anlauf denn es ging einen kleinen Abhang hinunter und sprang Kopf vor ins Wasser.

Sofort verspürte ich einen dumpfen Schlag und mir war sofort bewusst, ich bin unter Wasser, ich kann mich nicht bewegen, ich muss irgendwie hier raus. Auf einmal wurde es schwarz. Einige Sekunden später kam ich wieder zu mir. Philipp merkte sofort, dass da etwas nicht stimmte und hob mich aus dem Wasser. Um mich herum waren viele Menschen und leuchteten mit Taschenlampen auf mich. Ein Mädchen redete die ganze Zeit auf mich ein, damit ich wach bleibe. Ich fragte zuerst nach meinen Armen und Beinen, denn ich konnte sie nicht spüren. Sie sagte, keine Angst, es ist alles noch da. Schließlich kamen die Rettungssanitäter und legten mich in den Krankenwagen. Wieder wurde alles schwarz. Ich hörte zwischendurch das Martinshorn aber mehr konnte ich nicht wahrnehmen. Langsam wurde es wieder hell und ich schaute durch das Heckfenster vom Krankenwagen. Dies hielt aber nur kurz an. Wieder war ich weggetreten.

Kapitel 1 zum nachhören:


Kapitel 2 – Was danach passiert ist

Ich bin aufgewacht und um mich herum waren einige Geräte die piepsten und Schläuche und Drähte, die mit mir verkabelt waren. Das typische Krankenhausszenario eben. Lincks von mir war ein Bildschirm, der meine Herzfrequenz, den Blutdruck und den Sauerstoffgehalt im Blut anzeigte. Geatmet habe ich durch eine kleine Öffnung vorne im Hals, unterhalb des Adams Apfel. Dort wurde ein Luftröhrenschnitt vorgenommen und durch einen kleinen Kunststoffeinsatz konnte die Luft ein- und ausströmen. Zwar konnte ich theoretisch auch normal atmen aber dadurch, dass die Verletzung der Halswirbelsäule von vorne durch den Hals operiert wurde, mussten Luftröhre und Speiseröhre beiseite gedrückt werden. Ein Atmung ohne Luftröhrenschnitt wäre so nicht möglich gewesen.

Die ersten Tage bekam ich deshalb auch flüssige Nahrung durch eine Sonde, die durch meine Nase in den Magen ging. Nicht gerade deliziös aber notwendig. Wegen starken Phantomschmerzen in Armen und Beinen bekam ich sehr oft starke Schmerzmittel. Da meine Brustmuskulatur nicht mehr funktionierte, konnte ich den erforderlichen Druck zum Husten nicht aufbauen und musste durch die kleine Öffnung am Hals abgesaugt werden, was sich sehr unangenehm angefühlt hat. Nach ein paar Tagen hat man mir eine Sprach-Kanüle in die Halsöffnung gesetzt. Mit sehr viel Luft konnte ich nun ein paar Worte flüstern und wieder einigermaßen mit dem Umfeld kommunizieren.

Anfangs war mir gar nicht bewusst, wie meine Situation eigentlich aussieht. Zunächst dachte ich, dass ich in ein oder zwei Wochen wieder nach Hause kann. Erst später realisierte ich, dass ich mich nicht mehr bewegen kann und dass das wohl etwas Bleibendes sein wird. Bei Visite erhielt ich dann die Bestätigung und mir wurde auch gesagt, was genau passiert ist. Die beiden Halswirbel C4 und C5 wurden bei dem Aufprall zertrümmert und haben dabei das Rückenmark durchtrennt. Um die Halswirbelsäule wieder zu stabilisieren hat man an der entsprechenden Stelle einen Titankorb eingesetzt der dann mit den Wirbeln darüber und darunter verschraubt wurde.

Diagnose: Querschnitt. Gebrochener Halswirbel C5 und eine Durchtrennung des Rückenmarks. Mir schoss als erstes meine Vergangenheit durch den Kopf – was ich früher alles gemacht habe und jetzt eventuell nicht mehr machen kann.

Ich musste nun erst lernen mit der neuen Situation umzugehen, und ich musste auch lernen, mich damit zu arrangieren, denn etwas anderes blieb mir nicht übrig.

Nach ungefähr einer Woche wurde die Sprach-Kanüle entfernt und die Öffnung mit Pflastern verschlossen, sodass die Stelle sich wieder von alleine schließen konnte. Ich wurde von der Intensiv auf die normale Station verlegt, was aber nur von kurzer Dauer war. Ich bekam schleimlösende Mittel. Das Problem nur, ich konnte ja nicht abhusten. Der Schleim hat sich in den Lungen festgesetzt, und ich bekam keine Luft mehr. Während die Schwester eine Sauerstoffflasche angeschlossen hat und den Alarmknopf drückte, versuchten zwei Physiotherapeutinnen mich abzuhusten, indem sie mit ganzem Körpergewicht auf meinen Brustkorb drückten. Sofort wurde ich wieder auf die Intensivstation verlegt.

Kapitel 2 zum nachhören:


Kapitel 3 – Wieder auf Intensiv

Ich wurde bronchoskopiert. Dabei geht man mit einer Kamera in die Lungen um festzustellen ob die Lunge davon Schaden genommen hat. Wieder bekam ich eine Kanüle in den Hals zum Atmen. Da war ich nun wieder bei den piepsenden Geräten und den Schläuchen. Vier weitere Wochen Aufenthalt auf der Intensivstation.

Zwar konnte ich meine Arme und Beine nicht mehr spüren, dennoch hatte ich Phantomschmerzen. Es fühlte sich an, wie wenn es in Armen und Beinen richtig brennen würde und nur durch starke Schmerzmittel erhielt ich Linderung.

Wenn man immer nur auf dem Rücken liegt und ständig an die Decke starrt, wird es sehr schnell langweilig. Eine Schwester brachte mir einen kleinen Fernseher auf einem Regal ins Zimmer. Damit war ich der einzige auf der Intensivstation, der ein TV Gerät hatte 🙂

Meine Familie besuchte mich sehr oft, um mir den Tag ein bisschen zu verschönern und mir zu erzählen, was es neues aus der Heimat gab. Meine Freunde durften mich auf der Intensivstation leider noch nicht besuchen, aber sie ließen mir immer Grüße übermitteln. Bereits ein paar Tage nach dem Unfall trafen sie sich, um gemeinsam ein Gruppenbild für mich zu machen, worüber ich mich riesig freute, und ich sogar ein bisschen Pippi in den Augen bekam.

Kapitel 3 zum nachhören:


Kapitel 4 – Auf Station

Endlich war es soweit. Ich war einigermaßen stabil und wurde wieder auf die normale Station verlegt. Zuerst bekam ich zur Beobachtung ein Einzelzimmer, was allerdings nur von kurzer Dauer war. Ich wurde in ein anderes Zimmer verlegt und musste dieses nun mit zwei weiteren Zimmergenossen teilen, wovon der eine schnarchte wie eine Kettensäge und es sich anhörte, als würde er jede Nacht 5 ha Wald abholzen. Meine Mum hatte mir diese kleinen gelben Ohrenstöpsel mitgebracht, die aber nur 50% der Lautstärke reduzierten.

Mein Tagesablauf war sehr geregelt und eigentlich immer gleich. Pflege, Frühstück, Krankengymnastik, Mittagessen, irgendeine Untersuchung (Röntgen, Kernspintomographie, CT, usw…), wieder Krankengymnastik, Abendessen, noch ein bisschen TV schauen und schlafen.

Später kam dann noch Ergotherapie hinzu. In der Ergotherapie bekam ich eine spezielle Computermaus, die ich mit dem Mund bedienen konnte. Über das Internet hatte ich nun auch wieder die Möglichkeit mit Freunden und dem Rest der Außenwelt in Kontakt zu treten und zu berichten, wie es mir geht.

Am Wochenende bekam ich sehr oft Besuch von Familie und Freunden. Meine Freunde hatten nun endlich auch die Möglichkeit mich zu sehen und mit mir zu reden. Ich bin sehr stolz, so ein tolles soziales Umfeld zu haben. Familie und Freunde haben mir in dieser schwierigen Anfangszeit sehr viel Kraft gegeben und mich motiviert, weiter zu machen und niemals aufzuhören. Es tut sehr gut, wenn man weiß, es ist immer jemand da, der einen auffängt.

Philipp hat sich sehr große Vorwürfe gemacht und sich die Schuld gegeben, weil er mit ins Wasser gesprungen ist. Als ich das hörte wollte ich ihn gleich sprechen und ihm sagen, dass die Entscheidung ins Wasser zu springen von mir selbst kam, und dass ich sehr froh bin, dass er sofort reagierte und mich aus dem Wasser zog.

Philipp und ich 2007

Kapitel 4 zum nachhören:


Kapitel 5 – Reha in Bad Wildbad

Nachdem nun mein Zustand sehr gut war und ich physisch und psychisch mittlerweile auch sehr gut mit der neuen Situation zurecht kam, wurde ich gegen Ende November 2006 in eine Rehabilitationsklinik nach Bad Wildbad in Baden-Württemberg verlegt. Hier sollte ich Anschluss finden und lernen mich in meine neue Welt zu integrieren. Physio- und Ergotherapie gehörten auch hier zu meinem Tagesablauf. Von zuhause hatte ich jetzt einen eigenen Laptop und konnte meine Musik hören und dank meiner speziellen Computermaus auch das ein oder andere Spiel spielen. Und, endlich ein Einzelzimmer. Ich hatte Nachts meine Ruhe. Bis auf die Geräusche vom Flur die man durch die alten Türen und Wände gut hören konnte. In den zwei Monaten, in denen ich hier war, habe ich auch ein paar Kurze Ausflüge in die Stadt Bad Wildbad gemacht, aber auch Ganztagesausflüge zu mir nach Hause.

Mittlerweile ist es Dezember und der erste Schnee ist gefallen. Anders als bei mir zu Hause liegt Bad Wildbad etwas höher und deshalb sind hier über Nacht gleich mal 25 cm Neuschnee gefallen. Was hab ich als erstes gemacht? Mit dem Elektrorollstuhl in den Aufzug und ab auf die Dachterrasse. Weiter als einen Meter bin ich allerdings nicht gekommen. 

Am Wochenende gab es im Partykeller der Klinik immer ein gemütliches Beisammensein mit Getränken, Snacks und Musik. 

Weihnachten und Silvester habe ich zuhause verbracht. Wir bekamen vom Sanitätshaus ein Bett zur Verfügung gestellt dass in der Höhe verstellbar war. So konnte ich zuhause gut versorgt werden.

Kapitel 5 zum nachhören:


Kapitel 6 – Es geht nach Hause

Am 31. Januar durfte/musste ich wieder nach Hause. Zu der Zeit war ich mir noch sehr unsicher und ich wusste nicht, was mich zuhause erwarten würde. Rückblickend kann ich auf jeden Fall sagen, „durfte ich wieder nach Hause“!

Anfangs hatten wir einen Pflegedienst der stundenweise kam und mich versorgte. Einen sehr großen Teil übernahm aber meine Mum.

Sie war es auch, die durch Internetrecherche auf das so genannte Persönliche Budget gestoßen ist, was wir umgehend beantragten. Beim Persönlichen Budget ist es so, dass man, je nach Bedarf, eine Leistung erhält um davon die eigene Versorgung zu gewährleisten. Der Budgetempfänger (ich) kann dann Leute einstellen (Assistenten) die ihn im täglichen Leben unterstützen. Sei es bei Pflege, Beruf oder Freizeit. Zwischen dem Budgetempfänger und dem Assistenten besteht dann ein normales Arbeitsverhältnis. Dies ist im sogenannten Bundesteilhabegesetz verankert.

Um zuhause mobil zu sein bekam ich den Leihrollstuhl vom Krankenhaus mit, der aber nicht so besonders gut war aber immerhin, er brachte mich von A nach B. Ein Neuer war beantragt, es war nur eine Frage der Zeit bis er genehmigt werden sollte.

Von dem alten Leihrollstuhl auf den neuen eigenen zu wechseln war als würde man von einer Blechhütte in ein Schloss ziehen. Wobei ich den alten Rollstuhl nicht schlecht reden möchte, denn er hat treu seine Dienste geleistet.

Durch ein Umweltkontrollgerät am neuen Rollstuhl (eine art Minicomputer) war es mir sogar möglich, zuhause meinen Fernseher zu bedienen oder das Licht an- und auszumachen. Später habe ich herausgefunden, dass es nicht nur zuhause möglich war, sondern auch an allen Geräten die der gleichen Marke wie mein Fernseher zuhause entsprachen. Da konnte ich es mir nicht verkneifen, irgendwann mal in den Media Markt zu fahren und es an mehreren TV-Geräten auszuprobieren.

Wie im Krankenhaus und in der Rehaklinik hatte ich auch zuhause Physio- und Ergotherapie bekommen damit meine Gelenke intakt bleiben und nicht steif werden.

Kapitel 6 zum nachhören:


Kapitel 7 – Das erste Jahr

Per Post erhielt ich die Nachricht, dass das persönliche Budget genehmigt wurde und wir konnten endlich eigene Pflegekräfte, bzw Assistent:innen einstellen. Eine Idee, wer als Assistenz infrage kommen würde, hatten wir schon. Eine alleinerziehende Mutter aus dem Nachbarort. Da die Ausübung der Tätigkeiten zum größten Teil bei mir zuhause stattfand, hatte sie auch die Möglichkeit ihr Kind zum Arbeitsplatz mitzubringen wovon wir alle irgendwie profitierten. Sie war dadurch sehr flexibel und wir hatten fast ein neues Familienmitglied.

Es dauerte nicht lange und es war klar, dass eine Assistenz bei weitem nicht ausreichte. Nach Rücksprache mit dem Budgetträger erhielten wir schon bald eine Erhöhung und konnten drei Assistenten einstellen. Durch die Assistenz hatte ich nun einen Großteil meiner Selbstbestimmung wieder zurück und meine Mum konnte wieder ihren Beschäftigungen nachgehen und musste nicht mehr rund um die Uhr für mich da sein.

Es wurde Sommer und die ersten Weinfeste standen kurz bevor. Obwohl ich mit meinem Elektrorollstuhl sehr mobil war, wollte ich nur mit dem kleinen Schieberollstuhl in die Öffentlichkeit. Irgendwie habe ich mich geschämt, mit dem großen Rollstuhl mich in größere Menschenmengen zu begeben. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an die Blicke der anderen gewöhnte. Mir wurde aber bald klar, dass die Blicke nicht aus Verachtung entstehen sondern einfach aus Neugier und das ist in Ordnung. Jeder von uns starrt nunmal länger auf Dinge, die man im Alltag eben nicht so oft sieht.

Weiter entferne Ziel waren nur mit dem Schieberollstuhl möglich, denn den konnte man zusammenklappen und im Kofferraum verstauen. Mit dem Rückhalt einer super Gemeinde, in der mehrere Spendenaktionen für mich veranstaltet wurden, kaufte ich mir ein eigenes, speziell umgebautes Auto. Jetzt konnte ich einfach mit dem Elektrorollstuhl hinten ins Auto fahren und der Mobilität stand nun nichts mehr im Weg.

Kapitel 7 zum nachhören:


Kapitel 8 – Wie soll es jetzt weitergehen

Wie soll es jetzt eigentlich weitergehen? Wie sieht meine Zukunft aus? Diese Frage stand nun im Raum. Jeden Tag zu Hause zu sein konnte nicht die Lösung sein. Ich muss etwas machen, ich möchte ein Ziel verfolgen. Um finanziell abgesichert zu sein hätte ich zwar eine Rente beantragen können, allerdings hätte ich dann nie wieder die Möglichkeit gehabt, einen Arbeitsplatz zu bekommen.

Unfallbedingt konnte ich die Ausbildung zum Fensterbauer nicht fortführen. Um eine neue Arbeitsstelle zu finden, ist natürlich eine abgeschlossene Berufsausbildung nötig. 

Mit dem neuen Rollstuhl und Auto war ich zwar mobil aber einen barrierefreien Ausbildungsplatz in der Nähe zu finden, bei dem der Ausbildungsbetrieb auch noch auf die Zeitlichen Einschränkungen wie zum Beispiel durch Pflege Rücksicht nehmen kann, war so gut wie unmöglich. Ein etwas größerer Pflegeaufwand macht es schwer morgens um 7 Uhr am Arbeitsplatz zu sein. Zusätzlich habe ich unter der Woche noch Anwendungen wie Physio- und Ergotherapie.

Internetrecherchen nach einer Alternative führten mich zum Berufsbildungswerk Neckargemünd. Dort war es möglich eine sogenannte virtuelle Berufsausbildung zum Bürokaufmann zu machen. Das heißt, dass die Ausbildung komplett online stattfindet. Schüler:innen und Lehrer:innen treffen sich in Online-Klassenräumen, jeder von zuhause aus via Webcam und Mikrofon. 

Der Unterricht fand ganz normal zu einem Stundenplan statt und Hausaufgaben gab es auch. Lediglich der praktische Teil fiel weg. Um aber auch praktische Erfahrungen zu sammeln gab es im letzten Jahr der Ausbildung ein Fünfwöchiges Praktikum. 

Durch das Tele-Learning war es mir nun möglich, trotz meines Handicaps innerhalb drei Jahren eine anerkannte Berufsausbildung zum Bürokaufmann:frau abzuschließen. 

Nun hatte ich was in der Hand und konnte mich in die reale Wirtschaft integrieren.

Kapitel 1 zum nachhören:


… Fortsetzung folgt!